Heute haben wir Freitag, den 20. November 2020. Österreich ist seit Dienstag im 2. Covid-19-Lockdown. Die Stimmung ist ausgeprägt novemberlich. An den Geschäften sind Schilder mit einer jeweils passenden Botschaft zu Corona. Die Gesichter sind grau, die meisten mit Sorgenringen unter den Augen. Aber es sind schon Impfstoffe in Sicht. Alles wartet. Viele hätten Zeit nachzudenken, einige tun das auch in die Tiefe gehend.
Wir haben in Perchtoldsdorf im September die Entwicklung einer Dekarbonisierungsstrategie für Perchtoldsdorf beschlossen. Nach einem fulimanten Initialworkshop, nachzuschauen auf Perchtoldsdorf TV, finden zur Zeit die Treffen der 10 Arbeitsgruppen statt, die bis 17. Dezember ihr Themenfeld für die weitere Behandlung aufbereiten.

Die Themenpalette ist ausgesprochen breit mit vielfältigen Überlappungen und wir versuchen gerade am Perchtoldsdorf 4 Future-Blog das viele bereits vorhandene Wissen sinnfällig zu strukturieren und für Perchtoldsdorf zu übersetzen. Das Ziel ist glasklar: wir müssen bis spätestens 2040 klimaneutral organisiert sein. Die Wege dorthin sind viele, von denen allerdings noch nicht alle so klar sind. Was bedeutet das eigentlich für uns als Gemeinde und was für jede einzelne?
Es zeichnet sich schon ab, dass die Erstellung bereichsweiser und auch individueller Dekarbonisierungspfade ein hilfreiches Instrument sein dürfte. Im Mobilitätsbereich könnte das – das ist bitte nur eine erste Skizze und noch kein fertiger Plan – so ausschauen:

Hier wurde der Ist-Zustand (links) mit dem Soll-Zustand (rechts) verbunden und man kann nun einen Zeitplan für zu setzende Maßnahmen erstellen, damit sich die Kurve auch tatsächlich wie erforderlich entwickelt.
So eine Art Pfad lässt sich auch für die anderen klimarelevanten Bereiche erstellen bzw. auch für Gebietskörperschaften beliebiger Größe bis zu den Nachbarschaften, Familien und Individuen. Jede Familie, jede Einzelperson könnte einen indivduellen Dekarbonisierungspfad erstellen und den bis 2040 in einer selbt gewählten Reihenfolge „abschreiten“.
Falls hier engagierte Programmierer*innen mitlesen: ein leicht handelbares Online-Tool, mit dem sich alle ihren persönlichen Dekarboniserungspfad zusammenstellen können, wäre ein echter Hit!
Auch sonst ist in den meisten Arbeitsgruppen schon ziemlich klar, was zu tun ist. Die Energie-AG scharrt schon in den Startlöchern eine Perchtoldsdorfer Energiegemeinschaft zu gründen, Konzepte zur Energieeffizienz gibt es, der Erhalt der Biodiversität muss stärker in den Fokus, die Gebäudesanierungsrate muss gesteigert werden etc. etc. Mehr Infos am Blog bei den Themen.
2040…
…soll Perchtoldsdorf also klimaneutral sein. Was wird dann sein? Wie wird es sich anfühlen? Wie wird es uns dann gehen?
Also unter der Annahme, dass 2040 nicht nur Perchtoldsdorf klimaneutral auftritt, sondern es auch global gelungen ist, dieses Ziel zu erreichen, könnte ich mir sehr gut vorstellen, dass sich zB die Geräuschkulisse im Freien geändert haben wird. Aus dem Dauerbrummen wird ein abwechslungsreiches Kaleidoskop aus Zwitschern, Bellen, Kinderlachen, Menschenstimmen, Werkeln und dazischen eingestreuten Oasen erholsamer Stille geworden sein. Die Luft wird sauber sein. Der Himmel unzerkratzt. Das Wasser rein. Alles wird entschleunigt sein und trotzdem oder gerade deswegen besser funktionieren. Wir werden wieder wissen, was wir essen und trinken. Wir werden Zeit haben, uns mit den wirklich notwendigen und interessanten Dingen zu beschäftigen. Es wird Frieden sein. Alle werden tun, was nötig ist. Im Ortsbild werden mehr Bäume sein und mehr Plätze, wo sich Menschen gerne treffen, und es wird Raum für ausgelassene Feste aller Art sein. Überall werden Lernorte sein! Besonders die Kinder werden überall spielend alles lernen. Ja, und der Perchtoldsdorfer Wehrturm wird dann schon 520 Jahre alt sein und die Weingärten prächtig gedeihen.

Ich weiß, das klingt alles zu schön, um wahr zu sein, aber wäre das nicht auch ohne die Nöte, die der Klimawandel mit sich bringt, ein erstrebenswertes Ziel? An sich schon, nur ist es für viele nicht ganz so dringlich, weil das ja auch hieße, die eigenen Gewohnheiten da oder dort entsprechend umzustellen.
Und da sind wir auch schon mitten im großen Leid aller Klima-Engagierten. Aus zahllosen Selbstexperimenten wissen sie, dass die Umstellung auch nur einer fix eingeübten Gewohnheit schon auch ein eigenes Projekt darstellen kann, das mituntern nicht gleich auf Anhieb gelingt. Verbote helfen da in der Regel wenig. Es braucht Alternativangebote. Auch davon gibt es schon unbeschreiblich viele. Es geht eigentlich nur darum, dass diese Angebote zur richtigen Zeit am richtigen Ort sind, besser gesagt die richtigen Personen erreichen. Der Aufbau einer Kommunikationsstruktur, die genau das kann, ist wohl das Gebot der Stunde.
Da tappen wir auch noch ziemlich im Dunkeln, weil sich nur schwer abschätzen lässt, was die derzeitige Kommunkationsstruktur schon leistet und wo sie verbessert werden muss. Da sich das für einen Einzelnen oder auch für eine einzige Gruppe praktisch nicht überblicken lässt, ist die Mithilfe von allen gefragt und gesucht. Helfen Sie bitte mit, nützliche Informationen zu den Menschen zu bringen, die sie gerade benötigen. Damit ist allen geholfen!
Ja, die friedliche Welt strahlt so eine große Heiterkeit und Gelassenheit und auch Trost aus, dass wir ihr uns auch entsprechend gemächlich angenähert haben, weil es ja so auch irgendwie geht und scheinbar nichts dagegen spricht, dass wir auch ohne größere Anstrengung dorthin kommen. Die Fakten liefern uns allerdings ausreichend Indizien, dass wir uns damit doch gehörig beeilen sollten.
Bis vor Kurzem wurde ja eher der Eindruck vermittelt, der Klimawandel fände irgendwo weit weit weg statt, bei den Eisbären am Nordpol oder bei den Korallen auf der anderen Seite der Erde. Tatsache ist aber, dass die Temperatur global steigt und der Klimawandel überall hin kommt. Somit auch zu uns.
Tatsache ist allerdings auch, dass niemand sagen kann, bei welcher höheren Temperatur sich ein neues Gleichgewicht einstellen wird. Die meisten Prognosen enden bei 2100. Wenn wir so weitertun wie bisher, werden da schon halbe Kontinente nicht mehr dauerhaft bewohnbar sein, weil es zu lange zu heiß wird.
Unser Organismus ist eine Verbrennungsmaschine und muss ständig Wärme abführen. Sonst beginnen bei etwa 41°C die ersten Enzyme zu denaturieren. D.h. bei solchen Außentemperaturen und einer Luftfeuchtigkeit von 100% kann die vom Körper produzierte Wärme nicht mehr via Verdunstung abgegegeben werden und unser Organismus überhitzt, was zu bleibenden Schäden führt.
Diese Kurve zeigt die Enzymaktivität in Abhängigkeit von der Temperatur. Wie man sieht gibt es einen Optimalwert und unsere Aufgabe ist es nun, die globale Mitteltemperaur so „einzustellen“, das möglichst viele (Organismen) im Optimalbereich leben können.

Thats it. Es ist tatsächlich so „einfach“.
Falls Sie sich jetzt fragen, wo sie für sich am Besten anpacken können, möchte ich abermals auf den Perchtoldsdorf 4 Future-Blog verweisen. Dort gibt es Anknüpfpunkte zu den Themen, die Sie interessieren.