
Liebe Leute,
aufgrund der drastischen Übernutzung des Natur- und Artenschutzgebiets rund um den Steinbruchsee müssen wir die Besucherzonen leider sperren. Bis zu 500 Menschen an Spitzentagen verträgt das Gebiet einfach nicht.
Es liegt eine multiple Problemlage vor:
Zum einen ist große Waldbrandgefahr gegeben. Alle, die da ein bisschen mitdenken, sehen schon den Perchtoldsdorfer Wald mindestens bis zum Teufelstein in Flammen stehen. So ein Horrorszenario muss entschieden verhindert werden.
Zum anderen reden wir hier von einem Naturschutzgebiet, worüber uns das NÖ Naturschutzgesetz folgendermaßen Auskunft gibt:
Abschnitt I
Gegenstand und Abgrenzung
§ 1
Ziele
(1) Der Naturschutz hat zum Ziel, die Natur in allen ihren Erscheinungsformen so zu erhalten, zu pflegen oder wiederherzustellen, dass
1. ihre Eigenart und ihre Entwicklungsfähigkeit,
2. die ökologische Funktionstüchtigkeit der Lebensräume, die Vielfalt, der Artenreichtum und die Repräsentanz der heimischen und standortgerechten Tier- und Pflanzenwelt und
3. die Nachhaltigkeit der natürlich ablaufenden Prozesse regionstypisch gesichert und entwickelt werden; dazu gehört auch das Bestreben, die der Gesundheit des Menschen und seiner Erholung dienende Umwelt als bestmögliche Lebensgrundlage zu erhalten, wiederherzustellen oder zu verbessern.
(2) Die Erhaltung und Pflege der Natur erstreckt sich auf alle ihre Erscheinungsformen, gleichgültig, ob sie sich in ihrem ursprünglichen Zustand befinden oder durch den Menschen gestaltet wurden (Kulturlandschaft).
Das ist ein glasklarer Auftrag an uns alle. Gefolgt von der NÖ Artenschutzverordnung, die aufzählt, welche Tierarten in diesem Gebiet besonders schützenswert sind, bzw. unter „gänzliche geschützte Pflanzenarten“ oder „gänzlich geschützte Tierarten“ namentlich genannt werden. Im Gebiet sind das sämtliche hier heimische Amphibien- und Reptilienarten – das sind gleich 9 Amphibien- und 6 Reptilienarten! Kein Gebiet im Umkreis von Wien ist bei diesen beiden Gruppen so artenreichen wie die Fischerwiesen! EU-weit geschützt sind Gelbbauchunke, Wechselkröte, Laubfrosch, Alpen-Kammmolch und Springfrosch, Mauereidechse, Smaragdeidechse, Schlingnatter und Äskulapnatter. Ebenso gehören z.B. Schwarzstorch, Weißrückenspecht, Breitflügelfledermaus und Zwergfledermaus und Bienen-Ragwurz zu den streng geschützten Arten.
Schließlich heißt es in §18 NÖ NSchG Artenschutz: (4) Es ist für die nach den Abs. 2 und 3 besonders geschützten Arten verboten: 3. Eier, Larven, Puppen oder Nester dieser Tiere oder ihre Nist-, Brut-, Laich- oder Zufluchtstätten zu beschädigen, zu zerstören oder wegzunehmen.
Dh drittens, dass die Ufer- und Unterwasservegetation – zu welchem Zweck sie betreten wurde, sei dahingestellt – sie hat extrem gelitten, geschont werden muss, weil die oben erwähnten Laich- und Zufluchtsstätten radikal dezimiert wurden.
Viertens wäre der „Problemkreis der diversen Hinterlassenschaften“, seien sie durch körperliche Bedürfnisse verursacht oder durch Bedürfnisse der mitunter seltsamen Art (die man zB zu befriedigen glaubt, indem man einen Gas-Griller dort hinaufschleppt). Müll in allen Varianten, abgerissene Bäume und zerstörte Laichplätze tun dem Gebiet einfach nicht gut.
Fünftens wissen auch viele, wie man sich in so einem Gebiet zu verhalten hat und tun das auch gerne, weil sie dieses Naturjuwel erhalten wollen – ganz herzliche Grüße und sorry für den Eingriff! Bleiben wir bitte im Gespräch!
Andererseits wird der See auf diversen Kanälen als Geheimtipp gehandelt, was uns zu viele Leute hier anschwemmt, die (noch) keine Ahnung haben, womit sie es hier zu tun haben und unbewusst und natürlich nicht absichtlich möglicherweise irreversiblen Schaden anrichten.
Sechsten sind wir mit all dem nun in eine Situation geraten, wo wir dem Natur- und Artenschutzgebiet eine Auszeit gönnen müssen. Es gilt zu retten, was noch zu retten ist, damit sich Fauna und Flora dort wieder gedeihlich entwickeln können.
Ich würde es ja „Natur- und Artenschutz-Park“ nennen, weil ich Park mit einer angenehm strömenden Frühlingsluft assoziiere. Aber ein Park provoziert auch, dass da Menschen lustwandeln. Die Vorstellung, so eine schöne Landschaft „nur“ den Tieren oder auch Pflanzen zum Lustwandeln zu überlassen, ist irgendwie wie nicht aus dieser Welt. Sie hat aber schon auch einen großen Charme! Mit einem schönen Potential! Stay tuned 🙂

Update 23. Juli 2022 – Mit Anfang Juli wurde die ersten Maßnahmen umgesetzt. Ein Sicherheitsdienst wurde beauftragt und provisorisch ein Bauzaun aufgestellt. Ein Team von freiwillig Engagierten bemüht sich fast durchgehend um die nötige Aufklärungsarbeit.

Nach hunderten Gesprächen lassen sich grob zwei Gruppen von Gästen ausmachen:
Die Menschen aus der Nachbarschaft, die um die Bedeutung des Gebiets bereits einigermaßen Bescheid wissen und es dementsprechend zu schätzen wissen, ein ruhiges Naherholungsgebiet in der Nähe zu haben. Etliche davon wären auch bereit, sich dafür mehr zu engagieren.
Und die Menschen, die diesen „Geheimtipp“ irgendwo aufgeschnappt haben und sich das einmal anschauen wollen. Das Einzugsgebiet reicht über den ganzen Großraum Wien.
Für erstere habe ich einen E-Mail-Newsletter eingerichtet, der über die laufende Entwicklung informieren soll. Bestellt werden kann er durch ein formloses Mail an christian.apl at gruene.at